Langzeitbelichtung bei Tag ohne ND-Filter

Wasser, das wie Nebel aussieht und Seen mit einer unecht aussehenden glatten Oberfläche. Dies und noch vieles mehr ist das Ergebnis von Langzeitbelichtung. Doch am Tag ist es eigentlich zu hell undman braucht einen ND-Filter, der wenig Licht durchlässt, sodass man länger belichten kann. Zudem braucht man normalerweise ein Stativ, dass die Kamera während dieser Zeit auch ruhig steht. Aber jetzt ganz ehrlich: Viele meiner besten Langzeitbelichtungen wurde weder mit Stativ noch mit ND-Filter gemacht (ich hab nicht mal einen). Wie geht das?

Das sind 3 meiner von mir aus gesehen besten Langzeitbelichtungen, alle ohne Stativ und ND-Filter aufgenommen. Das ist möglich, weil ich nicht soo lang belichtet habe. Hier hatte ich z. B. eine Verschlusszeit von 1/4s. Dieser Bach fließt ziemlich schnell, deshalb reicht das schon, um die Bewegung schön einzufangen und das Wasser glatt zu ziehen. Solche Bachläufe eignen sich perfekt für Langzeitbelichtungen. Zudem ist der Bach auch im Schatten, was die Umgebung dunkler macht und somit auch den ND-Filter unnötig. Man muss nur die Blende weit genug schließen (je nach Licht 14-18) und das Bild ist mit dieser langsamen Verschlusszeit nicht mehr überbelichtet. Kleiner Disclaimer: Bei 1/4s muss man schon eine sehr ruhige Hand haben, dass jedes Foto auch scharf wird, das gelingt mir auch nicht. Am besten hält man die Kamera mit der rechten Hand normal am Griff, die linke stützt von unten an der Kamera. Die Ellenbogen ganz dicht an den Körper gedrückt und man schafft es, die Kamera einigermaßen ruhig zu halten. An diesem Ort gibt es aber auch noch einen Stein, wo ich mich häufig mit den Ellenbogen abstütze. Das hilft natürlich auch super.

Hier habe ich's ähnlich gemacht, nur hier gibt es wirklich keinen Stein zum Abstützen und es war viel heller, sogar mit Sonne. Aber trotzdem funktioniert es, weil das Wasser einfach schnell genug fließt (oder fällt).

Valgarola Bach im Avingatal bei Taufers i.M.
Valgarola Bach im Avingatal bei Taufers i.M.

Dieses Bild habe ich heute aufgenommen, und zwar nach Sonnenuntergang. Das ist auch noch ein guter Tipp, den ich geben kann, denn da ist es logischerweise generell schon dunkler, so kann man automatisch länger belichten. Hier wieder: Kein Stativ, kein Filter. (Diesmal gab es einige unscharfe Fotos wegen Verwacklung, aber mit etwas Geduld klappt's!) Je dunkler es wird desto weiter kann man die Blende öffnen, un immer ungefähr bei der gleichen Verschlusszeit zu bleiben.

Wellen am Reschensee
Wellen am Reschensee

Wellen einfangen funktioniert auch mit einer Belichtung zwischen 1/8s und 1/2s. Hier ist Timing entscheidend. Kurz bevor die Welle bricht auf den Auslöser drücken, dann gelingt es meist am besten, die Bewegung einzufangen. Hier erleichtert ein Fernauslöser das Auslösen um einiges. Für dieses Foto habe ich ausnahmsweise mal ein Stativ verwendet (weil ich nicht zu faul war es mitzutragen und es nicht vergessen habe). Dafür gab es natürlich keine verwackelten Fotos. Ich war nach Sonnenuntergang, in der blauen Stunde dort, was sowieso die beste Zeit zum Fotografieren ist! Es gibt noch ein bisschen Licht und wenn man Glück hat, schön bunte Wolken.

Reschensee in der blauen Stunde
Reschensee in der blauen Stunde

Einen Tipp habe ich noch: Wenn man die Oberfläche eines Sees glatt machen will, braucht man schon eine längere Verschlusszeit als für etwas, das sich schnell bewegt, wie eine Welle oder ein Bach. Es funktioniert grob ab 1s (hängt immer davon ab, wie ruhig der See ist), nach oben gibt es eigentlich keine Grenze. Also: Stativ ist Pflicht. Ansonsten wieder das gleiche Spiel, diese Mal habe ich nur etwas länger gewartet, bis es wirklich fast dunkel war und eine lange Verschlusszeit möglich wurde.

Ich hoffe, das war hilfreich, bei Fragen gerne melden! Immer wieder gibt's solche Langzeitbelichtung auf Instagram

Eure Steffi

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