Verregneter Herbsttag

Es regnet. Nebel wabert im Tal und an den Berghängen herum. Mal sieht man kaum die Hand vor Augen, im nächsten Moment doch wieder die nächsten Häuser. Was macht man an so einem Tag? (außer auf der Couch herumgammeln) Klingt jetzt nicht gerade einladend aber: rausgehen! Das Schlimme ist nur der erste Moment, dann wird man schnell durch die vielen schönen Sachen abgelenkt - besonders im Herbst. Dicke Jacke an, alte Hose, warme Schuhe, Kapuze auf UND Kamera gut einpacken. Ich nehme dazu einfach eine alte Plastiktüte, lege meine Kamera hinein und reiße vorne ein loch hinein, sodass das Objektiv durchpasst. Das fixiere ich dann mit einem Gummiband oder Haarband und fertig ist der Regenschutz! Man kann immer noch problemlos in die Tüte hineingreifen und somit die Kamera bedienen, der Fokus und der Zoom funktionieren auch noch. (Wenn nicht, einfach das Gummiband etwas verschieben). Und los geht's!

Schon wenige Meter nach dem Start wurde ich auf das gefallene Laub am Boden aufmerksam. Die Farben erschienen mir noch intensiver und bunter, keine Ahnung ob das nur am Kontrast zum sonst trüben und grauen Wetter lag, oder ob sie wirklich bunter waren. Auf einigen Blättern bleiben die Tropfen schön liegen, ein tolles Motiv! Einfach ein Bisschen reinzoomen (an die 50mm), fokussieren und abdrücken, ein tolles Bild ist im Kasten.

Nicht auf allen Blättern bleiben die Tropfen liegen.
Nicht auf allen Blättern bleiben die Tropfen liegen.

Grundsätzlich gilt: Immer die Augen offen halten und auf die kleinen Dinge achten, an denen die meisten einfach vorbeigehen. Mit der Zeit entwickelt man so einen "fotografischen Blick" und sieht diese Sachen viel leichter. Positiver Nebeneffekt: Weilman sich so sehr konzentriert, nichts zu übersehen, nimmt man das Wetter gar nicht mehr wahr. An jedem Blatt an den Bäumen, an den kahlen Ästen und an den übrig gebliebenen Beeren - fast überall hängen Regentropfen. Ein super Motiv, wo man sich vor allem mit Schärfe/Unschärfe voll austoben kann. Ebenso der Hintergrund ist wichtig. Am idealsten wären natürlich bunte Bäume, die durch eine offene Blende total zu Farbklecksen verschwimmen. Grundsätzlich gilt: je näher man an die Tropfen rangeht, desto unschärfer und auch schöner wird der Hintergrund. Jedoch bekommt es auch der Autofokus immer schwerer. 

Hier zum Beispiel war im Hintergrund fast nur Nebel, was wieder einen speziellen Look gibt. Die Tropfen sehen aus, als ob sie jeden Moment runterfallen würden. Hier habe ich einfach auf die Beeren fokussiert, gerade von vorn fotografiert und sie eigentlich auch in der Mitte positioniert. Aber wie gesagt: Hier kann man der Fantasie freien Lauf lassen! Perspektive von oben, von unten, Fokus nach vorne, nach hinten, Beeren links, rechts, Mitte, und und und.... Es gibt so viele interessante Motive und unzählige Möglichkeiten. Mit etwas Glück schafft man sogar eine interessante Spiegelung in den Tropfen.

Häufig an kahlen Ästen finden sich an der Unterseite mehrere Tropfen nebeneinander. Dort ist es besonders interessant, wenn ein, zwei in der Mitte scharf sind, die weiter vorne und hinten unscharf. Diese erzeugen dann eine führende Linie und leiten den Blick des Betrachters genau auf die Tropfen im Fokus.

Mit den Herbstfarben natürlich noch besser
Mit den Herbstfarben natürlich noch besser

Und jetzt noch zum Nebel. Von vielen Leuten gehasst und als Schlechte-Laune-Macher bekannt ist er doch bei manchen Fotografen beliebt. Das Spannende: Ein Ort kann im Laufe von Sekunden total anders aussehe. Jetzt schön mystisch, gleich düster und trostlos. Die Kunst ist es hier den Moment zu erwischen, was entweder viel Glück oder Geduld erfordert. 

Kurz danach war das Schloss nicht mehr zu erkennen
Kurz danach war das Schloss nicht mehr zu erkennen

Also was will ich damit sagen? Auch wenn schmuddeliges Regenwetter auf den ersten Blick so richtig grausig erscheint und der warme Ofen zehnmal gemütlicher wäre, lohnt es sich dennoch, die warme Stube zu verlassen. Wenn man erst einmal draußen ist, ist es gar nicht mehr so schlimm. 

Also denkt daran, immer nach dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung!

Eure Steffi

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